Schon immer stellte sich der Mensch die Frage, wohin mit den Ausscheidungen? Der Kot von Menschen und Tieren wurde dabei nicht nur als Abfall angesehen. Bis ins 19. Jahrhundert waren es begehrte Rohstoffe, die mit Stroh vermischt (als Mist) in der Landwirtschaft als Dünger dienten. Der Urin war derweil bei Gerbern als Gerbstoff gefragt.
Auf dem Zürcher Murerplan von 1576 gibt es einige Beispiele zu sehen, wie man im Mittelalter mit dem Thema Unrat umging.
Heute noch begehbar sind die Ehgräben
Abfälle aus den Küchen und Latrinen der angrenzenden Häuser fielen in den offenen Ehgraben (siehe Bildergallerie oben) hinunter. Dank des natürlichen Gefälles floss das Schmutzwasser ab, die festen Stoffe wurden mit ausgelegtem Stroh gebunden.
Die Ehgräben mussten von Zeit zu Zeit gereinigt werden. Oft wurden “Ehgraben-Räumer” damit beauftragt, die den Mist an der nächstmöglichen Stelle zum Trocknen auslegten. Nach einiger Zeit wurde der so entstandene Dünger dann in die Gärten und Felder abtransportiert.
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts schwand jedoch die Toleranz gegenüber dieser “offenen” Kotentsorgung. 1867 bewilligten die Stimmbürger von Zürich mit der Kloakenreform die Einführung eines Entsorgungssystems mit geschlossener Kanalisation.
Einfache Latrinen bleiben bestehen
Zunächst verfügten die meisten Gebäude weiterhin über einfache Latrinen ohne Wasserspülung. Erst im Baugesetz von 1893 wurde dann festgelegt, dass jede neu gebaute oder renovierte Wohnung über eine Latrine mit Wasserspülung verfügen muss.
Kübel fingen die Fäkalien unter den Fallrohren ab, ein Sieb sorgte für die Trennung von festem und flüssigem. Die Flüssigkeit konnte in die Kanalisation austreten, die Kübel mit den festen Bestandteilen wurden mit Fuhrwerken eingesammelt, geleert und gereinigt. Die Notdurft wurde immer noch als Düngemittel für die Landwirtschaft benötigt.

In den Ehgräben zog man Gewölbe ein. Die so entstandenen Tunnel kann man noch heute besuchen. Der Schlüssel zum Ehgraben an der Schifflände 30/32 kann im Baugeschichtlichen Archiv der Stadt Zürich ausgeliehen werden.
Das Kübelsystem stiess jedoch auf Kritik. Es sei umständlich, unrentabel und wenig sauber, lauteten die Kritikpunkte. Zudem fiel die Nachfrage nach dem Mist aus der Stadt zusammen.
Modernes Abwassersystem ab 1923
1923 entschieden die Stimmbürger, das Kübel- durch ein Schwemmsystem zu ersetzen, inklusive dem Bau einer Kläranlage. Diese nahm dann drei Jahre später im Werdhölzli ihren Betrieb auf.