Tessin

Sintflutartiger Regen im Tessin löst höchste Warnstufe aus

Geröll und Schlamm nach einem Erdrutsch in Bissone TI am Samstag.

Die seit Freitagabend anhaltenden massiven Niederschläge im Tessin und in Graubünden haben zu zahlreichen Erdrutschen und überfluteten Strassen geführt. In einigen Orten fiel innerhalb weniger Stunden mehr Regen als sonst in einem ganzen Monat August.

Von den heftigen Regenfällen stark betroffen war die Magadino-Ebene. Hier fielen laut SRF Meteo bis Sonntagmorgen 04.30 Uhr 243 Millimeter Regen pro Quadratmeter. In Piotta in der Leventina waren es 160 Millimeter.

Kräftig rechnete es auch im Engadin. Auf dem Bernina Hospiz wurden 181 Millimeter Regen in den letzten 36 Stunden gemessen. Einen Wert von 115 Millimeter verzeichnete ferner Malbun im Fürstentum Liechtenstein. In Braunwald im Kanton Glarus waren es 100 Millimeter.

Der Starkregen lässt seit Freitagabend die Wasserstände in den Flüssen und Seen des Tessins sowie der zentralen und östlichen Alpen steigen. Mehrere kleine Flüsse sind vorübergehend über die Ufer getreten. Der Pegel des Luganersees stieg ebenfalls rasch an ohne jedoch eine kritische Schwelle zu überschreiten, wie dem Naturgefahrenbulletin des Bundes zu entnehmen ist.

 

Schlammlawinen im Tessin

Die hohen Regenmengen führten vor allem im Tessin zu zahlreichen Erdrutschen und Überschwemmungen. Wie das Internet-Portal Ticino Online schreibt waren davon unter anderem Biasca, Cresciano, Magadino, Cugnasco-Gerra, Tenero, Gordola und Locarno betroffen. In Bissone traf eine Schlammlawine einige Häuser. In Riazzino mass das Wasser auf der Strasse zeitweise 30 Zentimeter.

Das Verzasca-Tal war laut TCS-Verkehrsinformation wegen Erd- und Hangrutschen für einige Stunden von der Aussenwelt isoliert. Die Kantonsstrasse zwischen Biasca und Arbedo ist zwischen Preonzo und Gnosca in beiden Richtungen bis auf weiteres gesperrt. Das gilt auch für die Hauptstrasse zwischen Biasca und Distentis, die wegen eines Erdrutsches geschlossen wurde.

Zu einem Steinschlag kam es laut SRF Meteo am Samstagmorgen auf der Strasse zwischen Ilanz und Trun in der Surselva. Dort waren die Regenmengen mit rund 50 Millimetern in 24 Stunden aber deutlich bescheidener. Am Samstagmittag musste auch die Malojapassstrasse nach Erdrutschen gesperrt werden.

 

Höchste Warnstufe für Regenfälle

Die Regen-Warnstufe 5 galt im Norden des Tessins und in den angrenzenden Gebieten Graubündens sowie im Kanton Uri. Leserbilder auf Online-Portalen gaben einen Eindruck vom sintflutartigen Regen im Tessin. Zu sehen waren hoch gehende Flüsse und Bäche, unter Wasser stehende Strassen und im Wasser stehende Autos sowie wegen umgestürzter Bäume und Erdrutsche nicht mehr passierbare Strassen.

Wegen der grossen Regenmengen werden im Kanton St. Gallen die Fuss- und Radwege entlang des Rheins ab Diepoldsauer Rheinbrücke bis zum Bodensee aus Sicherheitsgründen bis auf Weiteres gesperrt, wie die Internationale Rheinregulierung am Samstagabend mitteilte. Die Bevölkerung wird gebeten, sich nicht in der Nähe des Rheins aufzuhalten, um einen möglichen Einsatz des Rheinunternehmens und der Feuerwehren nicht zu behindern.

 

Zug fährt in Schlammlawine

Zu Störungen kam es auch im Bahnverkehr im Tessin. Zwischen Gambarogno und San Nazzaro fuhr ein Zug kurz nach Mittag in eine Schlammlawine. Gemäss SBB waren fünf Passagiere und ein Lokführer an Bord.

Der Zug musste abgeschleppt werden, wie SBB-Sprecher Martin Meier der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Nach dem Erdrutsch bleibe die Strecke zwischen Cadenazzo und Luino (I) voraussichtlich bis Montag unterbrochen. Es kommen Ersatzbusse zum Einsatz.

In Avegno im Maggiatal ist das Trinkwasser seit Samstag wegen des starken Regens verschmutzt. Alertswiss forderte die Einwohner auf, das Wasser nicht zu trinken, es nicht zum Kochen zu verwenden und sich damit auch nicht waschen.

Spätestens in der zweiten Nachthälfte auf Sonntag setzt laut SRF Meteo praktisch in der ganzen Schweiz erneut Regen ein. Im Tessin werden bis am Sonntagabend stellenweise nochmals bis zu 130 Millimeter Regen erwartet.

Quelle: www.swissinfo.ch

30.8.2020