Die Schweiz hat viele Schätze für ihre Besucher parat. Unter ihnen viele historischen Hotels und Gasthäusern, die über Jahrhunderte hinweg gepflegt wurden und heute wertvolle Zeitzeugen längst vergangener Epochen sind.
Seit 2004 macht es die Marke «Swiss Historic Hotels» leicht, die authentisch historischen Gasthäuser aufzuspüren und eine Übernachtung zu buchen. In diesen 10 alten Schätzen lohnt sich ein Besuch besonders:
1. Marktgasse Hotel, Zürich - seit 1425

Das Gebäude aus dem 15. Jahrhundert blickt auf über 600 Jahre Gastlichkeit zurück. Die zahlreichen Geschichten der Vergangenheit sind trotz umfassender Sanierung noch im ganzen Haus erleb- und spürbar, wie zum Beispiel bei den leicht schrägen Böden.
1291 wurde das denkmalgeschützte Haus an der Marktgasse das erste Mal schriftlich erwähnt. Ab 1425 hiess es aufgrund seiner roten Fassade Rothus. Das Haus war eine Zeit lang sogar eines von Zürichs vornehmsten Häusern, wo auch auswärtige Regierungsgäste abstiegen. Um 1900 wurde im heutigen Restaurant ein grosser Theatersaal mit Bühne eingebaut. Fortan gab es Cabaret und Tingeltangel, Musik und Tanz.
Ende der 60er-Jahre wurde das alte Dancing durch ein neues Etablissement, das Red House, ersetzt. Statt Schnulzen gab es nun nackte Damen; der Striptease nach Pariser Vorbild hielt Einzug. Heute ist es wieder ein züchtiges Hotel mit seriöser Küche.
2. Hof Zuort, Sent - seit 1482

Auf einer idyllischen Waldlichtung liegt der Weiler Zuort - weitab von Lärm und Hektik inmitten der Bergwelt. Der Flurname Zuort bezeichnet seit Urzeiten eine sanft ansteigende Waldlichtung am Ursprung des Val Sinestra. Seit 1482 ist Zuort als Lehenhof im Eigentum der Gemeinde Sent dokumentiert. Während Jahrhunderten diente der alpine Bauernhof auch als Zollstation. Seine jüngere Geschichte wurde massgeblich vom niederländischen Dirigenten und Komponisten Willem Mengelberg (1871–1951) geprägt. Dieser liess oberhalb des Gasthauses 1911 ein Chalet bauen, wo er und ein grosser Freundeskreis, darunter Richard Strauss und der Prinz der Niederlande, ihre Sommerferien verbrachten.
5. Hotel Alte Herberge Weisses Kreuz, Splügen - seit 1519

Das Kultur- und Erlebnishotel in der im Jahre 1519 erbauten historischen Säumerherberge, befindet sich an einzigartiger Lage im alten Dorfkern. Die ehemalige offene Saumtier-Einfahrt dient heute als Entrée. Das Hotel Alte Herberge Weiss Kreuz war ursprünglich eine Säumerherberge am Saumweg über den Splügenpass. Beim Dorfbrand 1716 wurden die Holzteile des Gebäudes weitgehend zerstört. Mit dem Rückgang der Gästezahl begann ein langsamer Niedergang, so dass die alte Gaststätte bald als Bauernhaus genutzt wurde.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren die ursprünglichen Bauteile noch zum grössten Teil erhalten, doch bedurfte das Gebäude einer dringenden Sanierung. Im Jahr 2002 erhielt das Haus eine besondere Auszeichnung von Icomos «für seine äusserst sorgfältige denkmalpflegerische Wiederherstellung».
7. Klosterhotel St. Petersinsel, Erlach - seit 1530

Auf der St. Petersinsel – da wo 1765 der Philosoph Jean-Jacques Rousseau die „sechs schönsten Wochen seines Lebens“ verbrachte, kann jedermann das Glück geniessen. Die Geschichte der St. Petersinsel reicht weit zurück: An ihren Ufern finden sich, wie vielerorts am Bielersee, bronzezeitliche Siedlungsanlagen, sogenannte Pfahlbauten. Im Mittelalter liessen sich Cluniazensermönche auf dieser Naturinsel nieder und gründeten um 1100 eine Klosteranlage, die bis zur Reformation im frühen 16. Jahrhundert stets von Mönchen bewohnt war. 1530 kamen Insel und Kloster in den Besitz der Burgergemeinde Bern, die dort bald erste Gästezimmer einrichtete.
Der prominenteste Besucher war Jean-Jacques Rousseau (1712–1778), der sich anno 1765 sechs Wochen beim Inselpächter aufhielt, bevor er durch die Berner Aristokraten vertrieben wurde. Später schrieb er über diesen Aufenthalt: «Ich habe an so manchem reizenden Orte geweilt, nirgends aber fühlte ich mich so wahrhaft glücklich wie auf der St. Petersinsel mitten im Bielersee, und an keinen Aufenthalt denke ich mit solch süsser Wehmut zurück.» Nach einer ersten umfassenden Renovation der Gesamtanlage in den 1980er-Jahren erfolgte 2008/2009 wiederum eine Erneuerung in Zusammenarbeit mit der kantonalen Denkmalpflege.
8. Schloss Wartegg, Rorschacherberg - seit 1557

Erbaut wurde das erste Schloss 1557 von Kaspar Blarer von Wartensee, dem bischöflichen Vogt in Arbon, auf dem Gebiet eines ehemaligen Gutshofes. Im Laufe einer wechselvollen Geschichte zogen auf Wartegg immer wieder neue Schlossherren ein. 1860 kam die Anlage in den Besitz der Herzogin und Regentin Louise von Bourbon-Parma, die einen weitläufigen englischen Garten anlegte. Die repräsentative Anlage mit Blick auf den Bodensee diente auch adeligen Gästen als Unterkunft und sogar Exil, wie beispielsweise Zita von Bourbon-Parma, die mit dem letzten österreichischen Kaiser verheiratet war. Sie fand nach dem Ende des Kaiserreichs 1919 mit ihren Kindern für einige Monate Zuflucht im Schloss Wartegg.